Mi 16. Mär 2011, 13:50
Ich kann gar nicht fassen, was derzeit in Japan geschieht. Das Ganze kommt mir vor, wie ein Albtraum - obwohl jedem Menschen klar war, daß jederzeit in Atomkraftwerken etwas passieren kann.
Aus unerfindlichen Gründen schieben wir aber immer die potentiellen Gefahren weit von uns weg und setzen ein irrationales Vertrauen in diejenigen, die "schon wissen, was sie tun" und teilweise auch in unser Schicksal. Weil man sich einfach nicht vorstellen kann und will, daß der schlimmste Fall eintritt. Wo und wann, ist egal, uns passiert schon nichts....
Wie furchtbar und unbeschreiblich muß es für all diejenigen sein, die in Japan nach dem Erdbeben und dem Tsunami um ihr Leben kämpfen, Angehörige und Freunde und überhaupt alles verloren haben. Und wie schrecklich muß es für das Team in den Katatrophenreaktoren sein, die verzweifelt schon seit Tagen gegen das vermutlich unausweichliche ankämpfen, selbst in höchster Lebensgefahr schweben und wissen, welch fatale Konsequenzen ein Gau bzw. Super-Gau für die gesamte Umwelt haben wird, wieviele ihr Leben lassen werden.
Ich weiß gar nicht mehr, wer oder was mich mehr beschäftigt, wie man sein Mitgefühl ausdrücken kann. Nur ein Atomkrieg oder ein Meteoriteneinschlag könnte schlimmer sein. Wie gesagt, ein Albtraum.
Angesichts dieser Katastrophe, die sich durchaus vonTschernobyl gleich in mehreren Punkten unterscheidet, kann ich auch nicht diese stoische Ruhe hier und in anderen Ländern nachvollziehen, in denen einige von unangebrachter Panik reden und erstmal Ruhe fordern, den Atomausstieg ablehnen.
Der reinste Irrsinn.
Ist es so, daß ein paar Superschlaue immer in kritischen Situationen eine Art Überlegenheitskomplex ausleben, der sie dazu zwingt, die "panischen Schäfchen" zu beruhigen, alles runterzuspielen und zu ignorieren, was geschieht?
Ich weiß nicht wie ihr zur Atomenergie steht, und sollte jemand hier ein Befürworter sein, möchte ich niemandem auf die Füße treten.
Aber die Menschen in Japan haben ebenfalls nicht am Morgen vor der Katastrophe darüber sinniert, daß schon wenige Stunden später eine Atomkatastrophe das Land heimsuchen wird. Auch mit einem Erdbeben dieser Stärke haben sie sicherlich nicht gerechnet, oder mit einem Tsunami, der die Städte verwüstet und tausende Tote fordert, Busse auf Hausdächer spült oder Häuser auf Brücken.
Wenngleich wir vorläufig und vielleicht nie mit einem derart starken Erdbeben zu rechnen haben, auch nicht mit derartigen Tsunamis, so sind die Gefahren für Ausfälle und daraus resultierende Katastrophen ebenso präsent, wie überall woanders auch.
Im Gegensatz zu den japanischen Batterien in deren AKW, die 8 Stunden Lebensdauer haben, halten unsere Notfallbatterien nur 2 Stunden.
Zwei Stunden, in denen nichts getan werden kann, das eine Katastrophe tatsächlich aufhält.
Die Gefahren bei uns? - Menschliches Versagen, veraltete Technik, Abnutzung, stellenweise marode Zustände unserer AKW, kleinere Erdbeben, Überschwemmungen, Stromausfälle, Erdrutsche, Terroranschläge.
Seit Tschernobyl wurden bereits in unseren AKW über 4000 Störfälle gemeldet, so beispielsweise leckgeschlagene Kühlwasserpumpen, Wasserstoffexplosionen und vieles mehr.
Wer darüber lesen möchte, kann das hier tun. Es dürfte einigen die Haare sträuben:
Störfälle in deutschen AKWsUnd in unseren Nachbarländern sind sie NOCH unsicherer.
Im Übrigens sind hierzulande regelmäßige Sicherheitsprüfungen zu teuer.....
Für mich kommt nur ein kompletter Ausstieg infrage, je schneller, desto besser.
Möglichst weltweit. Reine Utopie, leider.