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Ungelesener BeitragVerfasst: Mi 1. Sep 2010, 16:30 
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Eigentlich wollte ich mich zu Thilo Sarrazin bzw. seinen Thesen nicht mehr äußern, weil ich der Meinung bin, daß man ihm viel zu viel Aufmerksamkeit schenkt und die meisten seiner Äußerungen überhaupt nicht diskussionswürdig sind.
Liest man sich aber einmal die Umfrage-Ergebnisse und die vielen Kommentare im Internet zu Sarrazins neuem Buch durch, muß man sich berechtigte Sorgen machen.
Wenn man einmal nicht davon ausgeht, daß die Kommentarfunktion überwiegend von Vertretern der rechtsradikalen Partei NPD mißbraucht wird, sondern sich womöglich tatsächlich ein großer Teil der Bevölkerung hinter Sarrazin stellt und seine Thesen unterstützt, scheint sich ein deutlicher Rechtsruck in Deutschland bemerkbar zu machen.
Die Unterstützer Sarrazins empören sich größtenteils zwar über die Unterstellung, rechtes Gedankengut zu besitzen - aber wie sonst ist es zu erklären, daß sie sich nicht nur über den geplanten Parteiausschluß aufregen sondern außerdem der Meinung sind, Sarrazin habe Recht mit dem, was er sagt?

Was sagt er denn so?

Zunächst einmal rechnet Thilo Sarrazin anhand von Statistiken aus, wie "dumm" Deutschland eines Tages sein wird. Es ist ja nicht so, daß wir nicht alle wüßten, wie bergab das Bildungsniveau in den letzten Jahrzehnten gegangen ist.
Die Frage ist nur, weshalb Sarrazin offenkundig die vielen dafür in Frage kommenden Faktoren ignoriert und sich in erster Linie auf muslimische Mitbürger beruft, die seiner Ansicht nach einen Großteil der Schuld daran tragen, daß unser Land schon jetzt verdummt ist.
Seine Berechnungen vermengt er dabei mit dubiosen Gen-Lehren und sortiert dabei recht eindeutig die Unterschichten von den Oberschichten, die muslimischen Migranten von anderen Migranten, die Willigen von den Unwilligen, die Talentierten von den Untalentierten.
Er behauptet, daß Juden das gleiche Gen teilen (hier allerdings augenscheinlich nicht abwertend gemeint, wie er nachträglich verlauten ließ), wobei er außer Acht läßt, daß das Judentum in erster Linie eine Glaubensgemeinschaft ist und läßt den Leser glauben, daß der Großteil der Intelligenz von den Genen abhängt und gleichwohl unterschiedlich in den unterschiedlichen Völkern vererbt werden.
Was sagt das aus?
Im Prinzip heißt es, daß bestimmte Völker wirklich und wahrhaftig "bessere" Gene weitergeben, als andere.
Und wenn es nicht um Völker geht, dann um sozial Benachteiligte und um geistig Einfältige, was seiner Ansicht nach offenbar ebenfalls größtenteils Hand in Hand geht.
Zudem macht Sarrazin, wie er in seiner Pressekonferenz verlauten ließ, einen Unterschied zwischen arbeitsunwilligen Migranten und arbeitsunwillgen Deutschen.
Da stellt sich nicht nur die Frage, warum er das angeblich tut sondern WO er das macht, wenn man seine vielen abwertenden Äußerungen über Hartz IV-Empfänger allgemein liest.

Sarrazin ist sich nicht zu schade, Muslimen eine überdurchschnittliche Fertilität zuzuschreiben (zu Deutsch: Fruchtbarkeit) und prangert an, daß gebildete Frauen weniger Kinder zur Welt bringen, was seiner Ansicht nach den Verdummumgsprozeß fördert, ja, auslöst.
Da fragt man sich zudem, weshalb er von gebildeten FRAUEN spricht - werden Gene etwa nicht auch von Männern weitergegeben?
Die Wissenschaft streitet nach wie vor darüber, wieviel Intelligenz/Talent/Persönlichkeit durch das Erbgut zustande kommt und wieviel durch das Umfeld, wozu Erziehung, Bildung, Freundeskreis etc... gehören.
Sarrazin hingegen scheint genau wissen zu wollen, was die Wissenschaft eben noch nicht genau weiß.

Was hingegen heute schon bekannt ist, wird von Thilo Sarrazin aber dennoch ignoriert:
Beschäftigt man sich vom ersten Moment an eingehend mit einem Baby, durch Reden, Musik, Gesang, verschiedenes Spielzeug, und lernt das Baby viele verschiedene Menschen kennen, verschiedene Orte, kurzum: Werden die Sinneseindrücke eines Säuglings intensiv gefordert, so bilden sich die neuralen Vernetzungen schneller, dichter und besser aus. Das fördert wiederum die Intelligenz. Es ist kaum überschaubar, wie Persönlichkeit, Intelligenz, Talent, Psyche ineinandergehen und wie was wodurch exakt in welchem Ausmaß entsteht.
Es gibt unterdurchnittlich Begabte in allen erdenklichen Gesellschaftsformen und Kulturen, ebenso Kriminelle. Andersherum selbstverständlich auch überdurchschnittlich Begabte und nicht-Kriminelle.
Natürlich kann man seine Kinder in entsprechende Bahnen lenken, sie zu fleißigen oder unwilligen Menschen erziehen, zu sozialen Individuen oder zu Kriminellen oder zur Faulheit. Natürlich hängt eine ganze Menge der Zukunft eines Menschen davon ab, wie er aufwächst und inwiefern er gefördert wird.
Und natürlich wird auch einiges durch Gene weitergegeben, denn ohne Gene gäbe es ja nuneinmal kein Leben, somit auch keine Fortpflanzung.
Doch es ist nicht möglich, zum Großteil an ihnen festzumachen, was einmal aus einem Säugling wird.
Während Sarrazin behauptet, daß jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist und nicht die Gesellschaft, weiß man aber längst, daß ein Mensch, der nicht alleine auf diesem Planeten lebt, von seinem Umfeld und seinen Mitmenschen zu einem nicht unerheblichen Teil abhängt.
Die Gesellschaft ist ebenso verantwortlich wie man selbst, hinsichtlich der Entwicklung und der Lebensqualität. Ein durchweg positiver Mensch, der gute Voraussetzungen mitbekommen hat, egal ob durch Gene und/oder Erziehung und Co, kann an einer Gesellschaft ebenso zerbrechen, wie ein Mensch in einer wohlwollenden Gesellschaft aufblühen kann, der die denkbar schlechtesten Voraussetzungen mitbekommen hat.
Als soziale Wesen sind wir aufeinander angewiesen, hängen voneinander ab, orientiern wir uns an unseren Mitmenschen UND an unserer Umwelt.

Das wird deutlich, wenn man sieht, wieviel Einfluß die Medien auf die Denkweise und Interessen der Gesellschaft haben.
An einer Stelle hat Sarrazin Recht, wenn er aus seiner eigenen Kindheit berichtet und sagt, daß das Lesen und die Beschäftigung mit einigen Büchern seiner Ansicht nach sinnvoller war als die Beschäftigung mit Computerspielen wie World of Warcraft.
Daß Lesen mehr fördert, als die visuelle Auseinandersetzung mit dem TV und Spielen auf Konsolen oder auf dem PC, ist eigentlich kein Streitthema. Oder sollte zumindest keines sein. Es dürfte jedem klar sein.
Computerspiele sollten nicht verdammt oder verboten werden, aber allein hier zeigt sich, daß das Umfeld sehr wohl mit der Beinflussung in ungeahntem Ausmaß zu tun hat, weniger die Gene.
Widerspricht er sich hier?
Auch Sarrazin spricht wohl vom Umfeld, allerdings würde eine intensivere und wesentlich differenziertere Beschäftigung mit diesem Thema die Sortierung nach Genen und ethnischem Erbgut überflüssig machen.
Es wäre einfach toll gewesen, wenn Sarrazin sich mit mit dem sozialen Umfeld, mit den Medien und sonstigen Themen hinsichtlich der gesellschaftlichen Veränderung beschäftigt hätte, anstatt Völker zu diskreditieren und muslimische Migranten für etwaige Mißstände in erster Linie verantwortlich zu machen.
Es stimmt, daß der Klassendurchschnitt sinkt, wo Migranten in regelrechten Ghettos zusammenleben und 90 % der Schulklassen ausmachen, wo sie stellenweise nicht richtig Deutsch sprechen können.
Das Integrationsproblem ist schon lange bekannt und muß sowohl von Migranten als auch von der Gesellschaft an sich gelöst werden.
Es stimmt, daß die schulische Bildung allgemein gesunken ist. Woran liegt das? Sicher nicht allein an muslimischen Migranten sondern gleichsam am Bildungs- und Erziehungsauftrag.
Hier sind einfach alle gefordert, nicht nur die Muslime.

Doch nicht allein Migranten werden von Sarrazin verbal verkloppt. Auch die sozialen Unterschichten kriegen gehörig eins aufs Dach.
So zeigt sich beispielsweise in Sarrazins Vorschlag in folgendem Zitat hinsichtlich der Fehlzeiten in Schulen, wem er in erster Linie schwänzende Kinder zuschreibt:

"Die Eltern werden für jede unentschuldigte Fehlzeit mit empfindlichen Geldbußen belegt. Diese werden mit den Transferzahlungen auch dann verrechnet, wenn dadurch das sozioökonomische Existenzminimum unterschritten wird."

Sozial Schwache lassen also ihre Kinder öfter fehlen, als Besservedienende?
Sie sollten durch Geldbußen noch unter das Existenzminimum gebracht werden?
Nunja, immerhin hatte Sarrazin ja schon nach der heftigen Kritik an seinem kuriosen Speiseplan für Hartz IV-Empfänger gesagt, daß das kleinste Problem von Hartz IV-Empfängern ihr Untergewicht sei...

Man könnte noch beinahe endlos lange zitieren und kommentieren - alles in allem hat Sarrazin ein schon lange bekanntes Problem, nämlich das Integrationsproblem dazu mißbraucht, Minderheiten zu stigmatisieren und zu diskreditieren, driftet deutlich in die die rechte Ecke ab und erntet Beifall aus der NPD, die nun ihre politischen Ansichten durch Sarrazin "salonfähig" sieht und seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" das Prädikat "NPD-Buch" aufgedrückt hat.
Nicht erst mit seinem Buch propagiert Sarrazin derartiges Gedankengut sondern schon lange vorher mit vielzähligen Äußerungen über Hartz IV-Empfänger, Arbeitslose und Migranten.
Wenn hier jetzt die SPD ein Parteiauschlußverfahren anstrebt, weil derartige Äußerungen die Persönlichkeitsrechte anderer verletzen und die SPD mit diesen Thesen nicht konform gehen kann, gibt es keinen Grund, wieder den Aufschrei nach freiher Meinungsäußerung loszulassen.
Denn wenn Sarrazin die Meinung vertreten darf, daß wir uns genetisch in bessere und schlechtere Menschen aufteilen, er somit ganze Völker attackieren darf, dann darf die Politik auch der Meinung sein, daß Sarrazin als Repräsentant im öffentlichen Leben für eine Partei nicht mehr tragbar ist.
Nicht das Buch wurde verboten, lediglich ein Parteiaustritt ist erwünscht.
In meinen Augen vollkommen legitim.

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Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 16:30 


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Ungelesener BeitragVerfasst: Mi 1. Sep 2010, 19:23 
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Ich hab nicht alles gelesen, das mache ich noch, aber als ich erst mal wusste, um was es bei TS ging, war mein erster Gedanke - warum bietet man ihm mit solcher Vehemenz Foren en masse für seine cruden Ideen.



Die Aufhänger, die man quasi als Headline hört und sieht, sind seine rassistsichen Anmerkungen und die Sache mit den Genen.
Man könnte sagen: stimmt.
???
Ja, stimmt. Ein Araber hat andere Gene als ein Europäer als ein Farbiger als ein Asiate. Oder Geneinstellungen. Stimmt. Wäre es nicht so, wären wir alle gleich.
Auf der Bioschiene wäre das schon mal entschärft.

Und so gäbe es für einige seiner Theorien Gegengewichte.

Da ich (noch) nicht weiß, welche das sind, äußere ich mich später noch einmal. Denn ich wollte mich aus dem Thema raushalten, weil so ein Typ als armer Wicht um Bea htung feilscht, die er nicht verdient. Dank der Medien wird man aber auch gegen seinen Willen in wenigen Tagen umfassend informiert sein ...

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Ungelesener BeitragVerfasst: Do 2. Sep 2010, 11:21 
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Ich glaube, das Problem ist einfach, daß er ein heißes Eisen anfasst, das Integrationsproblem, das genügend Politiker weiträumig umschiffen, damit nur ja niemand krumm von ihnen denkt. Leider schießt Herr Sarrazin, statt vernünftig darüber zu reden, mit seinen Thesen meilenweit über's Ziel hinaus. Die "normalen" Leute wiederum, die jetzt als seine Claqueure auftreten, freuen sich, daß jemand das Thema anspricht, bemerken aber scheinbar gar nicht, wie abwegig die Theorien sind. Für die Nazifraktion kommt diese Steilvorlage natürlich sehr gelegen. Ein Hinweis mehr, wie wichtig es wäre, das Thema wirklich politisch auf höchster Ebene anzupacken, und zwar in einem vernünftigen Rahmen, anstatt immer nur zu kuschen.

Es ist in der Tat so, daß ich mich abends ungerne alleine draußen in Frankfurt bewege, weil man als Frau fast mit Sicherheit dumm angemacht oder sogar bedrängt wird. Und ja, das sind meistens ausländische Jugendliche aus der Türkei o.ä.. Das Problem beim Muslim an sich zu sehen, bleibt aber trotzdem kompletter Schwachsinn. In anderen Ländern funktioniert die Integration auch. Und das nicht dadurch, wie seinerzeit Herr Özdemir forderte, daß deutsche Kinder Türkisch zu lernen hätten. Es gilt, Extreme auf beiden Seiten nicht zuzulassen, um stattdessen eine Mitte zu finden, damit Extremfälle die Ausnahme bleiben, und verquaste Thesen wie die des Herrn Sarazin gar nicht erst ein Forum finden.

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Ungelesener BeitragVerfasst: Do 2. Sep 2010, 11:35 
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Genau, Ulrike.
Hatte zeitgleich mit Dir einen Beitrag hier geschrieben, Du warst schneller.
Ich kopiere trotzdem rein, was ich selbst gerade geschrieben habe:

Ich kann gut verstehen, wenn man einfach keine Lust mehr hat, sich mit Sarrazin auseinanderzusetzen, da nun schon seit Tagen kaum ein anderes Thema behandelt wird.
Und ich denke auch, daß er zuviel Aufmerksamkeit erhält.
Ist die Frage, ob durch den Medienrummel immer mehr Leute aus der Bevölkerung angestachelt werden, Sarrazin als eine Art Lichtbringer zu sehen.
Die Ergebnisse der Umfragen sind mehr als erschreckend.
In Kommentaren liest man bereits bei kritischen Artikeln über Sarrazin "Ihr gegen uns", "Wann gehen die ersten Lichterketten durchs Land" (für Sarrazin) und "Ich bin ein Sarraziner"...
Und noch vieles mehr, was ich wörtlich nicht mehr weiß seit den letzten Tagen und tausenden von Kommentaren.
Da kann einem nur übel werden.

Es ist inzwischen gekärt, daß er sich in seiner Gentherorie immens verheddert hat, daß so manches, was er in seinem Buch aufführt, einfach nicht stimmt.

Dabei ärgert mich unheimlich, daß die Befürworter vehement ignorieren, was für einen Quark er da zum Großteil geschrieben hat, wie auf Lügen und Irrungen "Wahrheiten" aufbauen, die keine sind, von den Befürwortern aber als solche wahrgenommen werden.
Diese Leute - und es scheinen mehr zu sein, als man hier in Deutschland je befürchtet hatte - wollen einfach nicht erkennen, auf welchem Pfad sie sich befinden, kommen ständig mit ihren "Ja, aber das Integrationsproblem ist doch da"- Tiraden daher...
Ja, sicher ist es da! Schon lange, und wir wissen es doch auch schon lange!
Allein wir Leutchen hier haben bereits vor über 6 Jahren auf dem G7-Board exakt über das Integrationsproblem nicht weniger muslimischer Mitbürger gesprochen.
Seltsamerweise kamen wir ohne Stigmatisierungen, Pauschalisierungen und menschenverachtende Aussagen aus.
Wir beschrieben bereits damals das Problem der Ghettos, das Problem der mangelnden Sprachkenntnisse, den Druck durch extreme Muslime, dem andere Muslime stellenweise ausgesetzt sind, über die muslimischen oder eigentlich eher islamistischen Vereinigungen, in denen bereits Kinder direkt nach der Schule ordentlich geistig durchgeschleudert werden, um sich der Integration zu entziehen und nicht-Muslime zu schikanieren und teilweise zu terrorisieren.
Diese Brennpunkte gibt es, sie sind seit wenigstens einem Jahrzehnt bekannt.
Seit langer Zeit wird darüber berichtet, debattiert, wird versucht dagegen anzugehen (offensichtlich mit eher langsamen Erfolgen und leider auch vielen Niederlagen).
Und jetzt brüllt ein Großteil der Bevölkerung Hurra, weil Sarrazin diese schon lange bekannten Probleme aufgreift, um falsche Behauptungen aufzustellen und den Hass auf Muslime und Afrikaner zu schüren?

Wieso sehen diese Leute das nicht?
Warum differenzieren sie nicht zwischen real exstierenden Problemen (und diskutieren auf vernünftiger, respektvoller Basis) und Unwahrheiten und Propaganda, die weit über das eigentliche Integrationsproblem hinausgeht?

Und: Wieviele von denen, die Sarrazin nun zujubeln, gehören zur sozialen Unterschicht, beziehen eventuell vielleicht sogar Hartz IV, und gehören somit zu jenen, die am laufenden Band ebenfalls von Sarrazin aus dem Kreis der Elite, die er aufgebaut sehen möchte, ausgeschlossen sind?

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Ungelesener BeitragVerfasst: Do 2. Sep 2010, 13:43 
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Warum sehen die Leute es nicht? Die Antwort steht in Deiner Signatur:
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Und manche machen das eben pausenlos ..


Nachtrag: ich habe eben auf youtube 2 Ausschnitte aus "Hart aber fair" gesehen.

Daher mag ich mich etwas korrigieren; ich habe den Eindruck, daß hier das Eva-Herrmann-Syndrom - zumindest teilweise - wieder am Werke ist. Da wird einer unbequem, und so manches Wort wird im Mund verdreht. Zwar weiß ich immer noch nicht umfassend Bescheid, aber was in dieser Sendung druchklang, kam mir kritisch und mißverständlich vor, aber auch nicht total falsch.
Zum Beispiel seine Hochrechnung - natürlich wird es so aussehen, daß in mittlerer Zukunft der ausländische Anteil immer weiter steigt. Das ist das sich ausdehnende Multikulti.
Schaut man nach Frankreich, haben die das schon weiter hinter sich.

Es ist aber auch kein Wunder - unabhängig von der "Rassenfrage", die manch einer unbedingt sehen will - ist es doch so, daß Deutschland für Ausländer immer noch das gelobte Land ist. Erst einmal Einwanderungszahlen von 100.000 und mehr, die genannt wurden, denen für das große und, Krise hin oder her, relativ gut situierte Amerika 55.000 Zuwanderer entgegenstehen. Und dieses Zuwandern wird A per Vorauswahl und B per Auslosung geregelt; andere Wunschländer gehen da noch knackiger zu Werke.
Zum zweiten dann wird auch unterstützt ohne Ende; ich zweifle irgendwie, daß das in anderen Ländern auch so doll ist.

Dann wird immer wieder von der Kluft gesprochen, die einer dem anderen auferlegt; daß viele dieser Gräben selbst gegraben sind, will keiner sehen. In "Hart aber fair" war eine junge Frau, die, wie sie erzählte, türkischer Herkunft, aber in Deutschland geboren und aufgewachsen wäre. Deutsch wäre ihre Muttersprache, sie wäre Deutsche.
EINEN Satz später springt sie darauf an, wie andere Gräben ziehen würden zwischen Deutschen und - ich sag mal so - Leuten wie sie. DA distanziert sie sich wieder von ihrem Deutschtum.
Im Zusammenhang mit der Disklussion um Integration fällt mir nur eines ein; solche Leute sehen sich nciht integriert. Ich teile auch nicht zwangsweise die Meinung, daß, wenn jemand in einem anderen Land lebt, dieser unbedingt seine Wurzeln hochhalten muß; so kann er nicht Teil von etwas Neuem werden.
Würde ich auswandern, in das Land meiner Wahl und Träume, würde ich irgendwann aufhören, Deutscher zu sein. Was den Glauben angeht, bin ich eh ein Neutrum, ich glaube nicht. Ergo gäbe es da auch nichts anzupassen. Aber den Gepflogenheiten eines Landes gerecht zu werden, das ist irgendwann ein Muß. Und imho gehört für mich dann auch die Abnabelung an das alte Leben dazu.

Wahrscheilich gab es in der Sache TS noch härtere Aussagen, die zu der Verknüpfung TS - braun/Nazi führten. Die kenne ich nicht, hege aber den Verdacht, daß die Deutschen, die in dieser Sache mir doch etwas altbacken und paranoid vorkommen, da wieder etwas kontruieren, was gar nicht da ist.

Autobahn - geht ja gar nicht, gell ;)

Ach, ich weiß auch nicht ...


PS: es mag sein, daß ich auch wieder mißverstanden werde; ich gestehe, daß ich mich nicht weiter mit der Materie beschäftigt habe, als es die Youtube-Beiträge hergaben, und das auch nicht wirklich will. Man sollte meinen, daß die Menschen wissen, wie man was zu nehmen hat; aber seit ich die Menschen generell als Teufelswerk ansehe, enttäuschen sie mich nicht mehr; sie finden immer etwas wider den gesunden Menschenverstand, zu dem ich dann sagen kann: ich wussts doch, durch und durch ... und die Ausnahmen, die können wettern und gutreden; die werden nicht wirklich gehört.

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Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 11. Sep 2010, 18:21 
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Beiträge: 467
Nu ist er ja wenigstens aus der Bundesbank raus. Ich finde seine Äusserungen so daneben, dass ich nicht wüsste, wo ich anfangen soll.
Eigentlich ist es das alles gar nicht wert, er kriegt viel zu viel Aufmerksamkeit.

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