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"Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Mi 17. Feb 2010, 13:31

"Das ist kein Tsunami, das ist nur eine Westerwelle" sagte Seehofer heute am Aschermittwoch.

Unlängst schimpfte Guido Westerwelle auf Hartz IV-Empfänger und tut es noch. Seiner Ansicht nach dürfe es sich niemand auf Kosten anderer gutgehen lassen und hört nicht damit auf, die Arbeitslosen und Langzeitbedürftigen zu beschimpfen.
Seltsame Rechnungen stellt er dabei auf und kann aber nicht wirklich einleuchtend erklären, wie arbeitende Menschen am Ende mehr Geld haben als Hartz IV-Empfänger, wenn die Sozialleistungen gekürzt werden würden.
Wie auch? Wenn Anton 800 EUR verdient und Benton 500 im Monat hat, wird Anton dann plötzlich 1300 EUR im Monat haben, weil Benton gar nix mehr bekommt?
Nicht wirklich, oder?
Werden die Löhne hochgesetzt und wird auf 1 EUR-Jobs sowie auf Minijobs verzichtet, wenn Hartz IV-Empfänger gestrichen oder gekürzt oder allgemein die Leistungen gesenkt werden?
Resultiert daraus, daß plötzlich Arbeitsplätze aus dem Boden pflöppen, noch dazu welche, die vernünftig bezahlt werden?
Und sagen sich Arbeitgeber und Firmen "Ja, Mann, super! Endlich keine Hartz IV-Empfänger mehr, jetzt können wir endlich von dreifuffzig die Stunde auf 15 EUR aufstocken! Kommt alle her, wir nehmen euch gerne!"

Nö.

Schade irgendwie, denn so wären die Probleme hopplahopp gelöst.
Eigentlich weiß der Guido Westerwelle das auch, haut aber weiter auf die Arbeitslosen ein, wie Karl Napp in die Graupen.
Und leider gibt es nach wie vor Menschen, die tatsächlich glauben, was er in die Öffenlichkeit brüllt.
Man kann auch denen vorrechenen, was man lustig ist, sie beharren darauf, daß man so wenig verdient, weil Hartz-IV Empfänger Geld bekommen.
Klingt bescheuert, ist es auch. :we:

Was meint ihr?

Mi 17. Feb 2010, 13:31

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Mi 17. Feb 2010, 16:24

Leider gibt es ja bei den Harz IV Empfängern solche und solche. Also wirklich die armen Leute, denen kurz vor der Rente gekündigt wurde oder die wegen Krankheit eben nur noch sehr bedingt arbeiten können, aber leider auch die Deppen, die sich sagen, was soll ich arbeiten gehen, wenn ich doch auch so mein Geld bekomme (was ich dann eventuell auch noch mit ein bisschen Schwarzarbeit aufpeppen kann). Ich bin selber in einer Ecke Berlins groß geworden, wo es auch genug arbeitsscheue gab :( Es mangelt meiner Meinung nach extrem an Prüfungsmöglichkeiten, wie man da die Spreu vom Weizen trennt.

Aber das ist ja auch völlig nebensächlich, denn natürlich werden wir, die arbeiten, nicht wirklich mehr bekommen, wenn es keine Harz IV Empfänger gäbe. Wobei, als die Arbeitslosenzahlen mal vor ein paar Jahren drastisch gesunken sind, mussten wir tatsächlich weniger Arbeitslosenversicherung zahlen und dann war schon ein bisschen mehr in der "Lohntüte", aber natürlich nicht exorbitant mehr.

Mich wundert es nur, warum alle über Westerwelles Einstellung so verwundert sind. Der Mann ist von der FDP. Die Partei vertritt doch eigentlich die Interessen der nahezu freien Marktwirtschaft und damit die der Besitzer, nicht der Arbeiter, soweit ich das immer verstanden hab.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Do 18. Feb 2010, 11:20

Na klar gibt es schwarze Schafe unter Hartz IV-Empfängern, hat es immer schon gegeben und wird es auch immer geben.
Die gibt es allerdings auch unter Firmenbossen, Bankern, Managern, Politikern, Ärzten, Anwälten, Friseuren, Köchen, Architekten, Polizisten, Bäckern und und und... die Liste würde endlos.
So ist der Mensch, so ist das Leben.
Das möchte der Guido aber gerne ignorieren und das gesamte Übel der schlechten Wirtschaft oder vielleicht überhaupt das Übel der Menschheit auf die Erwerbslosen schieben.

Was der Staat an Hartz IV-Empfänger zahlt, ist ein Pups im Gegensatz zu dem, was er an sonstigen Ausgaben/Abgaben hat.
Und dennoch werden immer die sozial Schwachen herangezogen und für alles mögliche verantwortlich gemacht.

Ganz ehrlich gesagt, bevor ich in einem Job arbeite, in dem ich so gering bezahlt werde, daß ich mir den Rest noch auffüllen lassen muß oder gerade so den Hartz IV-Regelsatz hätte, würde ich eher Hartz IV beziehen (sofern ich nichts anderes finde, wohlgemerkt).
Denn irgendwo ist mal Schluß mit der Ausbeuterei, ich würde schon aus Prinzip nicht für jemanden arbeiten, der seine Angestellten am Hungertuch nagen läßt, zig Minijobber und 1 EUR-Jober einstellt und es sich selbst gutgehen läßt.
Das sind für mich die wahren Schmarotzer.
Und genau da muß eingegriffen werden, nicht bei den Erwerbslosen.
Die Löhne müsen hoch, nicht der Sozialsatz runter, denn so macht es keinen Sinn.
Westerwelle weiß, daß viele so denken - und eben desalb möchte er die Sozialsätze senken, damit die Arbeitslosen gewungen sind, TROTZDEM zu arbeiten, egal, wie schlecht sie bezahlt werden, und wenn's nur darum geht, 100 EUR mehr zu verdienen.
Das ist besonders schön für die Arbeitgeber, die mehr und mehr Leute finden, die gzwungenermaßen für so gut wie nix schuften.
Ich erwähnte schon das ein oder andere Mal Sklaverei...

Doch auf diese Weise würde Schwarzarbeit noch mehr gefördert, es sind nicht alle blöd und lassen mit sich alles machen. Die Leute würden irgendwie nach Auswegen suchen, die sicherlich aber nicht immer im Sinne des Staates sind.
Wenn es den Menschen besonders schlecht geht, wächst auch die Bereitschaft zur Kriminalität - und Unzufriedenheit und Frust führen zum Leistungsnachlaß bei der Arbeit.

Stimmt, sheepiye, er bedient ein bestimmtes Klientel, was ihm ja auch vorgeworfen wurde.
Ich denke, die Leute wundern sich über Westerwelle, weil er einen Ton anschlägt, der extrem zu wünschen übrig läßt.
Mit seinen Äußerungen beleidigt er millionen Menschen. Demnächst werden wieder Tausende entlassen - und auch die ehemaligen Opel- und Quellemitarbeiter können nichts dafür, daß sie nun zur Arge wandern müssen und viele von ihnen keinen neuen Job mehr finden.
All diese Leute beleidigt Westerwelle mit seinem Gezeter und seinen Milchmächenrechnungen, die Heinz Blöd glaubt, aber dennoch nicht wahrer werden.
Er fördert ein Elitedenken und eine Ablehnung denen gegenüber, die finanziell nicht mit seiner erwünschten Elite mithalten können.
Und auch diese bescheuerte Idee der Steuersenkung ist Augenwischerei, denn dadurch werden bestenfall sehr Wohlhabende Vorteile erlangen, nicht aber andere arbeitende Menschen.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Do 18. Feb 2010, 11:39

Tina hat geschrieben:Und auch diese bescheuerte Idee der Steuersenkung ist Augenwischerei, denn dadurch werden bestenfall sehr Wohlhabende Vorteile erlangen, nicht aber andere arbeitende Menschen.


Ich habe mir neulich "Volker Pispers" angesehen und der sagte etwas sehr wahres. "Die Steuern müssen nicht gesenkt werden, sie müssen nur bezahlt werden!". Und zwar von denen, die sie schön am Finanzamt vorbei auf die Schwarzgeldkonten schmuggeln.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

So 21. Feb 2010, 13:51

Sehr wahr, Thomas.
Wenn man einmal überlegt, wieviele Steuersünder sich bereits selbst angezeigt haben, wieviele millionen EUR jetzt schon zusammengekommen sind... und nicht wenige von den Steuersündern schimpfen auf Arbeitslose, sie würden den Staat Geld kosten und betrügen.

Herr Westerwelle wird immer massiver. Nun sollen seiner Ansicht nach gesunde Arbeitslose durchaus auch zum Schneeschippen (allgemein also allgemeinnützige Arbeit) herangezogen werden, wie in folgendem Artikel zu lesen ist:

Westerwelle und Hartz IV

Als meine Mutter noch Schöffin am Gericht war und es um ein angemessnes und nicht übertriebenes Strafmaß für einen Kleinkriminellen ging, schlug der Mitschöffe vor, den Angeklagten zum Straßenreinigen abzustellen.
Der Kommentar des Richters war: "Wir leben nicht mehr im Dritten Reich."

Und da ging es um einen Kriminellen. Heute sollen Arbeitslose diese Arbeiten verrichten.
Dabei geht es nicht darum, daß diese Arbeit grundsätzlich etwas Schlimmes wäre, sondern darum, daß Erwerbslose vom Staat dazu gezwungen werden, für die Allgemeinheit zu arbeiten, jedoch weiterhin auf den Staat angewiesen bleiben.
Es gibt da keinerlei Freiheiten mehr, sich einen Job auszusuchen (so gut wie eben möglich), sondern man ist dem Staat und dessen Einstellung, welche Arbeit zumutbar ist und welche nicht, ausgeliefert um überhaupt weiter existieren zu können.
Für so gut wie nichts, wohlgemerkt.
Das ist demokratiefeindlich.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Mo 22. Feb 2010, 22:42

Als ich in D war, hab ich ein wenig was davon mitbekommen und meine Eltern haben auch hitzig diskutiert.
Ich bin weiss Gott kein Westerwelle Fan, aber wenn eine Hartz IV Familie mit zwei Kinder nur 100 EUR weniger bekommt, als jemand, der arbeiten geht, bin ich voll und ganz seiner Meinung, dass das ungerecht ist.
Meine Eltern sind weiss Gott sozial eingestellt, aber was meine Mama immer wurmt sagt sie, ist dass sie jeden Tag um 4 aufstehen muss und mit ihren Steuern dafuer bezahlt, dass andere den ganzen Tag im Bett bleiben koennen.
Manche koennen nicht arbeiten, ganz klar, manche kriegen auch keinen Job aus irgendwelchen Gruenden, aber viele bleiben auch einfach daheim.
Wofuer ich halt waere und ich dachte, so meinte es der Westerwelle auch, ist dass Hartz IV nicht auf den Ruecken der Kinder ausgetragen werden duerfte. Es muesste also so sein, dass es fuer die Kinder umsonst Schulessen, umsonst Klassenfahrten, Schulmaterial und solche Dinge geben sollte. Eine Hartz IV Mama hat gemeint, sie kann ihrer Tochter keinen Klavierunterricht ermoeglichen...Hallo? Es gibt an jeder Schule Sport- und Musik AGs...umsonst! Und nein, wenn man nicht arbeiten geht, kann man sich nicht alles leisten.
Thema Kleider fuer Kinder: ueberall gibts KIK oder Second-Hand-Laeden...man kauft die Schuhe eine Groesse groesser so wie wir's frueher gemacht haben. Wo ist das Problem?
Eine der Familien, die sie vorgestellt haben (bei Stern TV glaube ich), hatten 1 Kaninchen, 1 Hund und noch mal ein Vieh...noch mal Hallo? Tiere kosten Geld...wenn ich keines habe, kann ich mir keine Tiere leisten!
Von mir werden auch staendig vernuenftige Entscheidungen erwartet.

Heisses Thema und jeder hat ne andere Meinung dazu, aber im Grunde denke ich auch, dass was an dem System geaendert gehoert. Gutscheine und Unterstuetzung fuer die Kinder und wenn die Eltern gesund sind, hat zumindest einer arbeiten zu gehn...egal was.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Di 23. Feb 2010, 12:46

Tina hat geschrieben:Dabei geht es nicht darum, daß diese Arbeit grundsätzlich etwas Schlimmes wäre, sondern darum, daß Erwerbslose vom Staat dazu gezwungen werden, für die Allgemeinheit zu arbeiten, jedoch weiterhin auf den Staat angewiesen bleiben.
Es gibt da keinerlei Freiheiten mehr, sich einen Job auszusuchen (so gut wie eben möglich), sondern man ist dem Staat und dessen Einstellung, welche Arbeit zumutbar ist und welche nicht, ausgeliefert um überhaupt weiter existieren zu können.
Für so gut wie nichts, wohlgemerkt.
Das ist demokratiefeindlich.


Ich weiß jetzt nicht, warum davon unsere Demokratie gefährdet ist *wunder* Ich war Wahlhelfer in einem Bezirk, den man eher als Arbeiterbezirk bezeichnen kann. Ich hätte dort erwartet, dass die SPD oder die Linke gut abschneiden wird, aber nein, es waren die CDU und die FDP, die am Abend geglänzt haben. Schon da fragte ich, ob nicht in ein paar Monaten einige Leute dumm aus der Wäsche gucken werden. Wäre ich neugierig, wie diese Wähler heute entscheiden würden.

Aber ich muss auch sagen, wenn ich von der Gemeinschaft Geld bekomme, kann ich auch was für die Gemeinschaft tun. Ich bin auch nicht dafür, Leute kurz vor der Rente oder gar Kranke zum Schnee schippen oder ähnliches auf die Straße zu schicken, aber junge gesunde Leute, warum nicht??

Sorry, aber als ich mit meiner Ausbildung fertig war, gab es in meinem Bereich auch keine Jobs, weil wegen der Wende dort vieles weggebrochen ist. Ich hab mich daraufhin bei einer Zeitarbeitsfirma beworben, doch auch die hatten nichts, was meiner Ausbildung angemessen war. Doch sie konnten mir einen Job in einer Firma bieten, wo Spulen gewickelt wurden. Da musste ich halt frühmorgens einmal quer durch Berlin zu einem Job, wo sonst nur Frauen mit wenig oder gar keiner Schulbildung waren, aber dafür hatte ich genug Geld meine 1-Zimmerwohnung im Zweitenhinterhof zu bezahlen und konnte bei Aldi auch noch gut einkaufen gehen. Das ging halt drei Monate so, dann hatten sie einen Job als technische Assistentin in einem anderem Fachbereich, als meine Ausbildung gewesen ist, aber testweise solle ich da mal hin gehen. Nun bin ich inzwischen seit über 15 Jahren hier. Aber sollte ich jemals wieder ohne Job dastehen, würde ich wieder sowas als Übergang machen, denn ich sehe nicht ein, warum andere Leute für mich bezahlen sollen, solange ich noch zwei gesunde Hände hab.

Kostenloses Schulessen und vorallem kostenlose Unterrichtsmaterialien finde ich auch unbedingt nötig. Es sollen auch Kinder die Chance auf eine gute Schulbildung bekommen, deren Eltern weniger Geld haben. Da fände ich auch Nachhilfestunden im Kinderhort oder so klasse, denn ich hatte das Glück eine Mutter zu haben, die mir lange bei den Hausaufgaben helfen konnte, aber wer das Glück nicht hat, sollte trotzdem nicht alleine da stehen.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Di 23. Feb 2010, 13:31

Also, ich weiß gar nicht, wo ich jetzt anfangen soll, zu antworten *g*
Bei solchen Themen kommen immer ellenlange Posts herum, weil man das nicht mal eben im Vorbeigehen diskutieren kann.
Ich persönlich finde längere Posts zu solchen Themen interessant, viele haben aber keine Lust, soviel zu lesen.

Wie dem auch sei... also... hmmm...

Zu Deiner Frage wegen der Demokratiefeindlichkeit, sheepiye:
Wenn man sich einen Job nicht mehr aussuchen kann - wobei ich nicht meine, daß jeder alls machen kann, schön wär's... sondern, daß man selbst noch irgendwo die Wahl hat - und vom Staat gezwungen wird, zu arbeiten, was er einem auferlegt, da man ansonsten
nicht mehr existieren kann (denn genau das bedeutet es), ist das nicht im Sinne einer Demokratie.
Wie schon gesagt, waren derartige Jobs sonst für Straftäter vorgesehen, um an der Allgemeinheit wieder etwas gutzumachen.
Wenn es heute Arbeitslose sind, die unter haarsträubenden Bedingungen einen aufgezwungenen Job für weniger als einen Hungerlohn verrichten müssen, ist der Begriff fragwürdig noch untertrieben.

Jetzt muß ich mal herumsortieren, was noch geschrieben wurde, um die Antworten nicht zu wirr zu gestalten...

Aber ich muss auch sagen, wenn ich von der Gemeinschaft Geld bekomme, kann ich auch was für die Gemeinschaft tun. Ich bin auch nicht dafür, Leute kurz vor der Rente oder gar Kranke zum Schnee schippen oder ähnliches auf die Straße zu schicken, aber junge gesunde Leute, warum nicht??


Ich verstehe, was Du meinst.
Aber diejenigen, die von der Allgemeinheit Geld erhalten, haben in den meisten Fällen vorher jahrelang in die Allgemeinheit eingezahlt, um es mal vereinfacht auszudrücken
Dafür sind Sozialabgaben da.
Arbeitslos zu werden bedeutet nicht, an der Gesellschaft wieder etwas gutzumachen, denn den Job zu verlieren ist kein Verbrechen.
Was Dinge wie Schneeschippen und Artverwandtes betrifft, so gibt es Firmen, die sich um soetwas kümmern. Das heißt, daß diese jobs gemacht werden müssen, was wiederum heißt, daß es Arbeitsplätze gibt, die ausgefüllt werden müssen - was DANN wiederum heißt, daß diese Areitsplätze voll bezahlt werden können und müssen, um somit Arbeitsplätze zu schaffen bzw. sie nicht erneut durch 1 EUR-Jobber zu ersetzen, die TROTZDEM noch Geld vom Staat erhalten.
UND: Diese Jobs müssen von den dann potentiellen Angestellten ausgesucht, nicht erzwungen werden.
Es gibt sicher viele Menschen, die diese Jobs ausüben würden, wären sie denn angeboten (in Festanstellung) und würden sie doch so bezahlt, daß man zumindest davon leben kann.
Statt dessen möchten Westerwelle und Co wieder, daß diese und ähnliche Arbeiten als Minijobs oder 1 ERUR-Jobs angeboten werden, wodurch zweifellos vernünftige Arbeitsplätze wegfallen, weil sie eben ersetzt werden.
Schlecht für die Wirtschaft, schlecht für die Erwerbslosen, gut für Westerwelles Stammkunden ;)


Kara, was Deine Mutter betrifft, kann ich absolut gut verstehen, daß man nicht gerade glückselig ist, wenn man um 4 Uhr morgens aufstehen und schuften muß.
Wer hat schon Lust dazu?
Aber das bedeutet nicht, daß sie schuftet und alle Arbeitslosen deswegen fröhlich im Bett rumlungern.
Nehmen wir ruhig einmal Familien mit Kindern oder auch alleinerziehende Mütter oder Väter:
Wer Kinder hat, weiß, daß es einfach nicht drin ist, im Bett zu liegen und zu faulenzen.
Ausgenommen diejenigen, die ihre Kinder hoffnungslos vernachlässigen, was allerdings kein Problem der Arbeitslosigkeit ist sondern in eine ganz andere Richtung geht.
Wer sagt, daß alle Hartz IV-Familien von Natur aus faule Säcke sind?
Wenn man dann mal nicht Familien nimmt sondern Einzelpersonen, die Hartz IV erhalten, so weiß man, daß jemand mit einem Regelsatz von 359 EUR pro Monat einfach nicht leben kann, schon gar nicht gut!
Von diesen 359 EUR (plusminus ein paar Kaputte) müssen Lebensmittel, Strom, Telefon, Medikamente, Klamotten bezahlt werden.
Geht das? Nein. Es sei denn, man verzichtet aufs Telefon, ißt nur noch ungesunden Billigfraß oder allgemein ungesund weil Mangelernährung, geht nicht zum Arzt, wenn es aber sein muß und läuft mit kaputten Klamotten durch die Gegend.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß normale Menschen sich ein solches Leben wünschen und der Ansicht sind, es sei ein gutes Leben, wie Westerwelle und manch andere immer gerne glauben machen wollen.
Die Tatsache, daß Hartz IV-Familien manchmal nur ungleich weniger haben, als manch andere, die arbeiten, heißt nicht, daß es ihnen besonders gut geht - es bedeutet viel mehr, daß es den besagten arbeitenden Menschen auch schlecht geht.
Das ist nicht die Schuld der Arbeitslosen. Im Wesentlichen und Offensichtlichen geht es darum, daß Jobs BESSER bezahlt werden müssen.
Wie schon gesagt, geht es keinem arbeitenden Menschen besser, wenn Hartz IV-Empfänger noch weniger haben.
Es geht einem nur besser, wenn man wieder vernünftig bezahlt wird. Das allein ist der Kern der Sache.

Ich nehme mal an, in diese Debatten geht es in erster Linie um die Hartz IV-Empfänger, die schlicht schmarotzen. Dazu sei gesagt, daß jene sich aus maximal 2% der gesamten Erwerbslosen zusammensetzt - dennoch werden Arbeitslose gerne und immer wieder mit ihnen in einen Topf geworfen. Das ganze Bild wird verfälscht.

Hinsichtlich der Schuhgröße, Kara: Es ist für jeden Menschen ungesund, in Schuhen zu laufen, die nicht passen, vor allem aber für Kinder. Gerade Kinder entwickeln durch falsches Schuhwerk Spätleiden.
Darum allein geht es aber nicht.
Billigläden beziehen ihre Ware oft aus China.
Dort wird in tatsächlicher Sklavenarbeit geschuftet, teilweise auch von Kindern, was hier durch den Erwerb der Ware gefördert wird.
Nicht zu vergessen, daß in China gefärbte Keidung giftig ist.
Niemand sagt, daß man nur in Markenklamotten herumlaufen soll, aber es ist wohl selbstverständlich, daß auch Arbeistlose und deren Kinder nicht Kleidung tragen müssen, die krank macht.


Und hinsichtlich der Tierhaltung, muß ich sagen, daß jeder ein Recht darauf hat, sich ein Tier anzuschaffen (vorausgesetzt, man kümmert sich intensiv um das Tier). Tiere fördern die seelische und körperliche Gesundheit und sollten kein Privileg der Besserverdienenden sein.
Zumal man auch den Tieren einen Gefallen tut, sofern man sie beispielsweise aus dem Tierheim holt.
Viele hatten auch bereits Tiere, bevor sie Hartz IV erhielten. Man kann und darf nicht erwarten, daß sie deswegen abgegeben werden müssen, was sowohl für Mensch als auch Tier unzumutbar wäre.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Di 23. Feb 2010, 19:16

Also Tinsche, Du hast einige Punkte angesprochen, wo Dir Leute, die aus der DDR kommen und frueher schlichtweg weniger hatten, einfach widersprechen werden.
Ich kann nichts schlimmes daran sehen, sich beim Essen einzuschraenken, das muessen wir im Moment auch wieder. Nicht weniger Essen, aber es gibt halt nicht alle teuren Fruechtesorten und man muss mehr selber kochen etc.
Ungesunder Billigfrass? Die Grundnahrungsmittel sind in D immer noch so guenstig zu bekommen, dass wenn man sich nur die Muehe zum Kochen macht, zumindest eine "OK"-Ernaehrung rauskommt.
Thema Kleidung kann ich so einfach auch nicht akzeptieren. Ich spreche nicht davon, dass Leute in kaputten Lumpen rumrennen, aber es gibt ordentliche gute Kleidung in diversen Billiglaeden zu kaufen, Second Hand usw.
Thema Schuhe: auch hier ist unsere Gesellschaft viel zu verweichtlicht. Ein Paar Socken drueber und in ein paar Monaten passen die Schuhe so schnell wie Kinder wachsen. Wurde frueher IMMER so gemacht. So lange kommen die Schuhe noch nicht aus Taiwan, dass sie im Ueberfluss vorhanden sind.
Thema: Medizin und medizinische Versorgung. Das meiste uebernimmt die Kasse, und bei Kindern sowieso.
Telefon und Strom sind super guenstig, angesichts der Tatsache, dass wir hier ueber kleine Wohnungen reden, nicht ueber Haeuser. Fernsehen kostet noch.

Es gibt halt solche und solche Familien und ich weiss nicht, ob die unterschiedlich Geld bekommen oder nicht haushalten koennen: Eine Paradefamilie: Flat-TV und stellt sich hin und lehnt es ab, sich dafuer zu rechtfertigen (mir fehlten die Worte) und dann wieder eine Familie, denen tatsaechlich das Essen ausgegangen ist.

Thema Schneeschippen: muss ich Dir zustimmen Tina (so schwer's mir faellt ;) ), das wuerde die Bezahlung und die Jobs der Leute zerstoeren, die das dort bereits machen.
Aber ich finde schon, dass man Leute zwingen kann, Arbeit nachzugehen. Ich weiss nicht was das soll...frueher musste man auch arbeiten, sonst gabs halt nix. Ich find es bizarr zu sagen, die Demokratie ist gefaehrdet, wenn man Leute zwingt, entweder dadurch dass sie dann nix bekommen oder zwingt einen Billig-Lohn-Job, anzunehmen.
Nochmal, ich red nicht von Alten und Schwachen, sondern den vielen vielen Leuten mit 2 gesunden Haenden.

Ist ein super kompliziertes Thema und ich kenne mich auch nicht besonders gut in Politik aus. Aber ich bin der festen Ueberzeugung, dass vieles auf absolute Jammerei und Verweichlichung zurueckzufuehren ist...heutzutage wird es als Drama angesehen, wenn man sich einige Dinge nicht leisten kann und das halte ich fuer voellig falsch.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Di 23. Feb 2010, 19:29

Noch mal ich: hab vergessen zu sagen, dass ich nicht dafuer bin, dass Geld der Hartz IVler weiter zu beschneiden, ich erkenne das als Minimum an, aber eine Steigerung halt auch nicht. Nur sollten Kinder dringend mehr gefoedert werden!
Und ich weiss es gibt genug Leute, die verzweifelt versuchen aus Hartz IV rauszukommen und wenn ich solche Dokus sehe, ist es mir weiss Gott nicht egal. So sollte es nicht rueberkommen. Leuten, die sich so bemuehen, sollte auch anders begegnet werden...das liegt bei den Arbeitgebern. Vielleicht mehr Foerderungen fuer Firmen, die ehemalige Hartz IV Leute anstellen?

Und Tina hat Recht: nicht Hartz IV weiter kuerzen, sondern Jobs besser bezahlen, so dass es sich wieder lohnt arbeiten zu gehen...so sollte es sein!

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Mi 24. Feb 2010, 14:18

Kara hat geschrieben:Thema Schneeschippen: muss ich Dir zustimmen Tina (so schwer's mir faellt ;) )


Wos? Wie jetzt, das fällt Dir schwer? :alledoof: <---merk Dir das :devil:


Kara hat geschrieben:, das wuerde die Bezahlung und die Jobs der Leute zerstoeren, die das dort bereits machen.
Aber ich finde schon, dass man Leute zwingen kann, Arbeit nachzugehen. Ich weiss nicht was das soll...frueher musste man auch arbeiten, sonst gabs halt nix. Ich find es bizarr zu sagen, die Demokratie ist gefaehrdet, wenn man Leute zwingt, entweder dadurch dass sie dann nix bekommen oder zwingt einen Billig-Lohn-Job, anzunehmen.
Nochmal, ich red nicht von Alten und Schwachen, sondern den vielen vielen Leuten mit 2 gesunden Haenden.


Ich finde nicht, daß man Leute zwingen kann, wenn sie schon vorher ihre Sozialabgaben geleistet haben.
Und die, die es aus irgendwelchen Gründen nicht getan haben (welche den kleinesten Teil darstellen), sollten gefördert statt gezwungen werden.
Die falsche Arbeit macht krank. Damit ist nicht gemeint, daß jeder, wie bei Star Trek exakt den Job haben kann, den er am liebsten möchte und am besten kann. Leider ist das utopisch. Millionen Menschen stecken mehr oder minder freiwillig in den falschen Jobs, durch Drängen der Eltern oder Fehlinformation oder aus sonstigen Gründen.
Jedoch hat man schon lange festgestellt - welch Überraschung - daß die vielen "Job-Kranken" durch Über- oder Unterforderung bald mit schwerwiegenden seelischen und/ körperlichen Krankheiten zu kämpfen haben.
Auch Mobbing wird durch "Falschbesetzungen" auf beiden Seiten stark gefördert.
Natürlich kann man dieses Problem nicht mal eben so aus der Welt räumen - aber man muß es nicht auch noch fördern, indem man zig Leute in Jobs zwingt, in denen sie unter- oder überfordert sind.
Was besonders störend dabei ist, ist die Tatsache (wie ja schon erwähnt), daß sie nach wie vor vom Staat dabei abhängig sind. Außerdem machen Minijobs Festanstellungen kaputt, denn unzählige Arbeitgeber stellen sich mehrere Minijobber ein, die sich noch vom Staat auffüllen lasen müssen, anstatt feste Arbeistkräfte zu beschäftigen.
Ist gut für die Arbeitgeber, sehr schlecht für die Arbeitnehmer.

Kara hat geschrieben:Ist ein super kompliziertes Thema und ich kenne mich auch nicht besonders gut in Politik aus. Aber ich bin der festen Ueberzeugung, dass vieles auf absolute Jammerei und Verweichlichung zurueckzufuehren ist...heutzutage wird es als Drama angesehen, wenn man sich einige Dinge nicht leisten kann und das halte ich fuer voellig falsch.


Ja, ein Thema, über das man eben endlos diskutieren kann.
Ich weiß nicht, ob es Jammerei oder Verweichlichung ist, denn gesellschaftlich tun sich immer öfter Abgründe auf, die ich zumindest so nicht von früher kenne.
Trotz harter Arbeit, die die Deutschen als Tugend immer gerne für sich beanspruchen, gab es nicht so viel Härte und Gefühlskälte in der Gesellschaft wie heute.
Immer mehr Abeitnehmer werden chronisch krank. Das muß Gründe haben.
Der Druck auf die Bevölkerung wird immer größer, weil man sich heute fast nicht mehr Beschwerden und die Forderung nach weniger Stress und humaner Behandlung leisten kann.
Viel zu oft wird man dann als faul oder unwillig abgestempelt.
Arbeitgeber drohen mit Kündigung wegen Nichtigkeiten, Kranke trauen sich nicht mehr, sich krankschreiben zu lassen, eben weil dann Kündigung droht, immer mehr Menschen arbeiten für einen Hungerlohn, immer mehr werden entlassen und rutschen ins soziale Abseits.
Und wenn es so weit ist und man auf den Staat angewiesen ist, in Idiotenjobs gezwungen wird, von denen man nichts hat, also quasi eine Leistung erbringt, die aber nicht wirklich belohnt wird UND man noch schräg angeguckt wird....
Da ist Jammern meiner Ansicht nach durchaus gerechtfertigt.

Deshalb: Es führt kein Weg daran vorbei, die Arbeitsmarktsituation umfassend zu verbessern, um feste Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt sie durch Praktiken und 1 EUR- sowie Minijobs zu zerstören, weil ansonsten Arbeitgeber ins Ausland wandern um sich dort Billigarbeitskräfte heranzuholen.

In einer Demokratie muß man in gewissem Maße die Wahl haben und nicht wie in Diktaturen zu "Strafarbeiten" gezwungen werden. Das ist nicht im Sinne eines Sozialstaates.

Ich nehme aber mal an, Kara, daß Du eher von den tatsächlichen Sozialschmarotzern sprichst, während ich eher alle Hartz IV - Empfänger meine.

Was die medizinische Versorgung betrifft, so meinte ich eher die Praxisgebühren (10 EUR sind für Arbeitslose mehr Geld, als sich ein arbeitender Mensch mit normalem Einkommen vorstellen kann) und vor allem die Rezeptgebühren bzw. Medikamente, die eben nicht mehr von der Krankenkasse voll übernommen werden.
Auch immer mehr Behandlungen sowie Vorsorgeuntersuchungen müssen teilweise oder auch vollständig selbst bezahlt werden.

Und billiges Essen ist nicht selten ungesund, oftmals kommen z.B. billige Obst- und Gemüsesorten aus Ländern, die mit ausgesprochen giftigen Insektiziden behandelt werden.
Nicht zu sprechen von den vielen Geschmacksverstärkern und krankmachenden Zusatzstoffen in anderen Nahrungsmitteln.
Wer jeden Tag gesund essen möchte und nicht von billigem Fastfood leben will, kommt mit seinem Hartz IV-Regelsatz nicht aus.
Hinzu kommt, daß auch Arbeitslose das Recht auf Freizeitaktivitäten haben, sich die aber nicht mehr leisten können und somit oftmals Freunde und Bekannte verlieren, wenn sie in die soziale Isolierung fallen.

Re: "Kein Tsunami sondern nur eine Westerwelle"..?

Di 9. Mär 2010, 20:40

Von dem, was ich bisher davon mitbekommen habe, scheint es als ob andere ins gleiche Horn stossen und es nur anders ausdrücken. Es muss nur lange genug immer wieder gesagt werden, dann übernehmen andere das und finden es nicht mehr so empörend wie noch am Anfang.
Ich verstehe auch nicht, wieso alles verschärft werden soll, wenn das Bundesverfassungsgericht die Hartz 4-Regelungen als menschenunwürdig erklärt hat.
Wenn ein Gericht sagt, dass einer nicht geschlagen werden darf, können nicht andere daherkommen und sagen 'jetzt können wir ihn ja treten'. Kapier ich nicht ganz.
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