Eigentlich ist es kein eigenes Thema wert... aber trotzdem, ich muß einmal etwas loswerden. Seit sage und schreibe drei Tagen wird über das verlorene Spiel des FC Bayern gegen Chelsea berichtet. Seit drei Tagen. In den Nachrichten und sonstwo noch. Da gibt es Erdbeben mit Toten und andere Katastrophen, aber was ist Thema Nummer 1 im TV? Bayern hat gegen Chelsea verloren. Ein Drama. Ein fürchterliches Ereignis, ein Weltuntergang. Alle weinen, alle grämen sich, es wird gefragt: "Wie werden die Spieler das verkraften? Wie gehen die Fans mit dieser Katastrophe um?" Es tut mir leid, aber was zum Geier ist so schlimm daran, ein Fußballspiel zu verlieren? Wo ist jetzt da die Katastrophe? Es reicht, danach einmal darüber zu berichten, und die Sache sollte durch sein. Durch das künstliche und völlig alberne Aufbauschen solch unwichtiger Medienspektakel, rücken wirklich wichtige Nachrichten in den Hintergrund. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, als hätte die Menschheit versäumt, die Welt in ein Paradies zu verwandeln. Schon im Vorfeld wurde ein Brimborium darum veranstaltet, daß man glaubte, ein Weltereignis würde sich anbahnen. Als würde es einen dauerhaften Frieden zwischen den Völkern und Religionen geben und die Hungersnot beseitigt werden. Tagelang gab es Berichte darüber, den ganzen Spieltag hindurch wurden sowohl Radio als auch TV davon belegt, wie Fans wo irgendwo Bier saufen und die Sonne genießen, wie sich Spieler vorbereiten und was nicht alles.
Es ist nicht so, daß ein Fußballspiel, nichtmal die Europa- oder Weltmeisterschaft, in irgendeiner Form wichtig für die Welt wäre. Es ist schön für diejenigen, die es interessiert, es ist vollkommen okay, die Spiele überall zu übertragen und sich zu freuen, ob allein oder mit anderen. Aber tagelang vorher und nachher darüber zu berichten, hat nur einen einzigen Zweck: Es wird Geld durch Werbung gemacht. Der Zuschauer wird damit vollgedröhnt und idealerweise für die Macher total darauf getrimmt und dafür sensibiliert. Je mehr desto besser, denn das bedeutet Geld. Am geschmacklosesten fand ich, daß vorgestern zuerst ein Bericht darüber kam, welch eine große Trauer unter den Fans herrsche und wie schlimm es die Spieler getroffen habe - und danach wurde erwähnt, daß es in Italien schwere Erdbeben mit Toten gegeben hat. Es ist nicht so, daß ich negative Nachrichten toll finde, oder daß ich glaube, man dürfe keinen Spaß haben, weil es anderswo Katastrophen gibt. Ganz im Gegenteil. Aber ich habe wirklich genug von diesem aufgeblähten und gekünstelten Drama rund um ein Fußballspiel, das nur eine Mannschaft gewinnen kann. Es reicht doch jetzt einmal, oder nicht?
_________________ Doof ist, wer trotzdem vor 'ne Wand rennt.
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