So 4. Apr 2010, 12:24
So, wir sind wieder da, heil und gesund angekommen.
Es war einfach klasse! Der größte Teil zumindest.
Ich wünschte, ich hätte kein Problem mit dem Fliegen, denn die Zugfahrt nach London ist die reinste Folter und ich HASSE zugfahren. Es kann auch gemütlich sein, wenn man da so drinsitzt, aber allgemein meide ich Züge wie die Pest und bin heilfroh, wenn ich da wieder raus bin.
Wie auch immer, wir waren so froh, als wir endlich in London angekommen waren, nachdem wir fast 10 Stunden gebraucht hatten, mit Verspätung und verpaßtem Anschluß an den Eurostar. Glücklicherweise haben die uns aber in die erste Klasse des nächsten Eurostars verfrachtet
Der Checkin ist ja der reinste Stress... ellenlange Schlangen, Jacke aus, Taschen ausräumen, in ein Schälchen legen, gleichzeitig das Gepäck aufs Band, tausend Leute schieben und drücken, ab durch den Scanner, eine Sekunde später wieder die Klamotten greifen, in Lichtegschwindigkeit anziehen, Gepäck überwerfen, zur Grenze hüpfen, Ausweis quasi ins Häuschen schmeißen - fast, wie im Vorbeiflug - zum Zug hechten, Koffer rein, durch die Leute drängen, sitzen... *schwitz*
Besonders schön war, daß ich mir schon vor einer Weile beim Sport den Rücken vernackst hatte und bei dem Reisemarathon mit Gepäck das Gefühl hatte, man würde mich von hinten aufspießen. Dann Ines getroffen, ab in die Tube - hey, ich hab jetzt 'ne Oystercard! Juhu *gg*
Die U-Bahn-Fahrten sind das allerschlimmste, treppauf, treppab, alles in Windeseile. Keine Ahnung, wo Gina und Ines mich überall mit hingeschleppt haben, ich hab nix mehr mitgekriegt, bin nur noch wie ein Zombie hinter ihnen her... "Gehirn, Gehiiirn..."
Doch endlich kamen wir an. Kalt, stürmisch, Regen. Aber der Anblick war ergreifend. Ich liebe London!
Auf zum Hotel, unterwegs Themse angeguckt, Riesenrad gesichtet, durch irgendeinen Schleier, während man das Gepäck irgendwie festhält und die Jacke, die einem der Wind sonst ausgezogen hätte.
Zum Hotel sag ich nur, daß es sauteuer, den Preis nicht wert war und mich sicherlich nicht wiedersieht. Da sage ich, obwohl ich immer mit einem Zimmerken mit Dusche und WC völlig zufrieden bin. Aber wenn man nicht selbst durchgehend über die Zimmertemperatur bestimmen kann, sich Eiszapfen an die Nase friert, ständig im Durchzug liegt, Schamhaare in der Wanne hat, und das Gefühl hat, man befände sich im Freizeitlager, wo strikte Regeln sfort aufgedrückt werden, während man per Kamera ÜBERALL (nur nicht auf den Zimmern) überwacht wird und man das Fenster nichteinmal öffnen kann, kein Bügeleisen und keinen Schrank hat, der Fernseher nur so leise eingestellt werden kann, daß man ein Hörgerät braucht und es keine Weckfunktion im Zimmer gibt... nee, das muß dann nicht. Nicht bei einem halben Vermögen, das man da läßt.
Naja, erstmal frischgemacht, dann ab in die Stadt. Laufen konte ich immernoch nicht, aber ich bin ja nicht in London, um im kalten Hotelzimmer rumzugammeln.
London ist ja immer voll, aber jetzt, über die Feiertage, war die Hölle los.
Da sich meines Empfindens nach fast nur Touristen dort bewegt hatten, war diesmal auch nicht viel von der englischen Höflichkeit zu merken. Alles schubste, drängte, blieb mitten auf der Straße stehen...
Trotzdem ist London einfach nur herrlich! Und die leckeren kleinen Schweinereien zum Mampfen dort... würde ich dort wohnen, könnte man mich wohl in kürzester Zeit wegrollen.
Wir sind dann auch mal am Old Vic Theatre vorbei, um zu gucken, wo wir den morgigen Abend verbringen würden
Tonys überdimensionales Poster empfängt einen dort, was doch sowieso wieder die Laune anhebt...
Wenn man einmal davon absieht, daß ich halbtot war, Ines und ich irgendwie nicht gerafft hatten, daß man für den Aufzug die Zimmerkarte benutzen muß
(da standen wir minutenlang wie die Bekloppten vor dem Lift, Ines drückte wie eine Bekloppte auf den Knopf, während wir DIREKT neben dem GROSSEN Schild standen, auf dem da geschrieben steht. "Bitte benutzen Sie ihre Zimmerkarte für den Lift"... Und das Ganze, während alle Kameras auf uns gerichtet sind...) LOL
Ines war dann fit genug, das Schild zu bemerken. Gott, man kann sich blöde anstellen. Zumal es bei uns in den Hotels meist ja auch nicht anders ist...
Ich schieb's mal auf die schlaflosen Nächte und den Stress
Nachts habe ich mir dann den Popo abgefroren, weil die Klimaanlage immer in Intervallen wieder runterfuhr, von 22° auf 12°, inklusive Durchzug. Das Badezimmer war eiskalt, da gab es nämlich außer lautem Dauer-Abzug überhaupt keine Wärmeregulierung.
Schön war auch, daß ich am nächsten Morgen nach einer weiteren schlaflosen Nacht direkt unter die kalte Dusche gehüpft bin, weil das Wasser dann doch schon nach ca 6 Minuten erst warm wurde... Jaaaa, ganz toll. So stelle ich mir Luxushotels vor.
Wo ist das Hotel Babylon, wenn man es braucht?
Nach dem Frühstück ging es dann wieder in Stadt. Menschen, Menschen, Menschen... Massen!!!
Superklasse Geschäfte, tolle Sehenswürdigkeiten. Erwähnte ich, daß ich London einfach nur klasse finde?... Aus allen Teilen der Welt schoben sich die Leute dort durch die Straßen, leider war es deshalb schwierig, sich mal was dort anzugucken.
Dann wieder Regen wie aus Eimern, keiner von uns hatte einen Schirm mit, aber egal, diese Stadt ist einfach... Hach!
Ich weiß zwar nicht so genau, wie ich mich fortbewegt hatte mit meinem Rücken, aber es hat funktioniert. Irgendwie....
Dann wieder frischmachen im Hotel (frisch war dort das Stichwort), heißes Bad (wow), andere Klamotten, Haare mit Body Lotion gewaschen (hey, wie gesagt, ich hatte schon zwei Nächte nicht mehr geschlafen), zwei verschiedene Paar Schuhe angezogen (aber zum Glück gemerkt, bevor ich das Hotel verließ, schon im Aufzug), auf zum Old Vic!
Das Theater war ausverkauft und es war die vorletzte Vorstellung des Stücks.
Es war großartig, sehr intensiv, witzig und sehr dramatisch. Wie es im Theater so üblich ist, sind alle Darstellungen dort überzogen, vor allem die dramatischen Szenen.
Aber so ist es eben, und jeder einzelne Schauspieler war absolut hervorragend.
Wir saßen in der zweiten Reihe, die so nah an der Bühne war, daß man sie fast schon berühren konnte. Und man konnte deutlich den Zigarettequalm in einer Szene und die Nudeln, die dort gemampft wurden riechen.
Man war mittendrin statt nur dabei.
Obi Abili, der Hauptcharakter in dem Stück, war spitze. Ich gehe davon aus, daß er eine weitrechende Karriere vor sich hat.
Tony war natürlich super, wie nicht anders zu erwarten, alle anderen ebenfalls.
Die Nacktszene eines Darstellers sorgte im Publikum für positive Aufregung (war aber auch witzig).
Der Knabe hat jetzt bestimmt ein paar weibliche Fans mehr
Nach dem Stück schlenderten wir dann zum Hinterausgang, was ganz legitim ist, die Besucher holen sich dort Autogramme und man kann ab und an mit den Darstellen quatschen, die dort rauskommen.
Als erstes sahen wir dort Sarah stehen, Tonys Freundin. Sie sprach mit einer anderen deutschen Besucherin und ging wieder rein.
Einige Darsteller kamen zwischendurch heraus, Ian Redford gab uns ein Autogramm (auch ein sehr netter Mann).
Schließlich kam Sarah mit Tony und zwei Freunden wieder raus. Ach, ist die lieb! Ich gab beiden die Zeichnung, die ich angefertigt hatte und Sarah war hin und weg. Ein bißchen Smalltalk mit Tony und ihr, dann lernten wir noch die beiden Freunde von ihnen kennen, die sich im Tierschutz engagieren, Sarah mußte schließlich weg zum Restaurant. Es gab einen innigen Knuddler von ihr, Tony blieb bei uns noch stehen.
Egal, wie eilig er es hat, er kümmert sich immer um die Fans und hat die Ruhe weg. Das Stifterumreichen für die Autogramme war schon witzig, aber bekloppter war, als ein junger Franzose ein Foto haben wollte und Tony meinte, er solle das Ding mir geben. Ich war so übermüdet, daß ich das Blackberry nicht als solches erkannte und das Teil verkehrt herum hielt (durch die Linse geguckt, statt andersrum). Ich: "Hö? ich seh gar nix"
Tony hast sich weggeschmissen vor Lachen, alle anderen auch - und ich hab's dann auch endlich gerafft
Schließlich hat's geklappt. Als wir beide dann ein Foto machen wollten, kam ein Obdachloser auf uns zu, der nach Geld für eine Übernachtung fragte. Armer Kerl, der sah gar nicht gut aus.
Tony und ich gaben ihm dann Geld (Gina hatte ihres schon vorher einem anderen gegeben), und schließlich machten wir das Foto. Hach, schön.... Das Beste daran ist immer die Umarmung *g*
Tony entschuldigte sich für den Zwischenfall mit dem Bettler, was ja nun überhaupt nicht nötig war. Kann ja keiner etwas dazu, und in Deutschland ist es ja auch nicht anders.
Das war schon ein armer Typ.
Schließlich mußte Tony auch weg, wir verabschiedeten uns und gingen noch mit der deutschen Besucherin einen Kaffe schlürfen, was auch sehr viel Spaß gemacht hat.
Ich bin nicht nur von Tony sondern auch von Sarah begeistert. So eine herzliche und engagierte, offene Frau mit einer tollen Ausstrahlung. Hab mich sehr gefreut, sie getroffen zu haben.
Wieder eine schlaflose Nacht, 11 Stunden mit dem Zug zurück... Hier war ich dann nicht mehr so wirklich auf der Welt.
Aber es war einfach klasse, kann nur jedem, der noch nicht in London war, eine Reise dorthin empfehlen.
Die wenigen Fotos, die ich machen konnte, poste ich dann heute nachmittag (falls sie was geworden sind).
Schööön, ich will nohmal dahin