Fr 18. Jun 2010, 12:23
Nach drei Tagen in Jaux und Pierrefonds in Frankreich habe ich das Gefühl, als wäre ich schon immer dagewesen - am meisten in Pierrefonds und weniger in Jaux...
Je nach Interesse an einem Bericht und der Zeit und Lust, sich alles durchzulesen, kann ich vorab schonmal sagen, daß wir die Dreharbeiten miterlebt haben. Eigentlich eher den Drehschluß, denn in Pierrefonds sind sie ersteinmal bis September vorbei - und wir haben den günstigen und gleichzeitig ungünstigen Zeitpunkt erwischt, an dem zwar Bradley James (Arthur), Colin Morgan (Merlin), Angel Coulby (Gwen) und Rupert Young (Sir Leon) dort waren, Anthony Head, Richard Wilson und Katie McGrath jedoch nicht. Und falls doch, dann haben wir sie nicht gesehen.
Auf Tony hätte ich mich natürlich am meisten gefreut, doch wie es scheint, haben wir ihn um einen Tag verpaßt. Wirklich sehr, sehr schade.
Wie dem auch sei, nach einer viel zu langen Fahrt (wir hatten uns zweimal verfranst), kamen wir endlich in Jaux, einem Ort nah bei Pierrefonds an. Die Suche nach dem "Hotel" (oder was immer das auch gewesen sein soll...) gestaltete sich etwas kompliziert, da es sich verwinkelt und verwurschtelt irgendwo in einem riesigen Industriegebiet mit scheinbar tausenden Geschäften, Supermärkten und sonstwas befand. Wem schnell schlecht beim Kreiselfahren wird, sollte dort nicht hinfahren, denn Kreisverkehr war dort das Stichwort *g*
Ich weiß nicht, wie lange wir von einem Kreis in den nächsten gedüst sind, bis wir endlich das Haus des Schreckens fanden.
Ja, das Grauen hat einen Namen... und es nennt sich Premier Class in Jaux.
Hinfahren auf eigenen Gefahr, wer dort bucht, sollte von Bettwäsche über Desinfektionsmittel alles dabei haben.
Leuts, ich möchte wirklich nicht als Hotelmeckerin dastehen - aber wenn ich mich über unser Hotel in London beschwert habe, wegen des lauten, dröhnenden Abzugs und der Saukälte durch die merkwürdige Klimaanlage, dann kann ich nur sagen: Es war Gold gegen das Premier Class in Frankreich.
Zur Zeit scheinen wir kein großes Glück mit Hotels zu haben. Ist eine neue Erfahrung für mich, denn ich bin wirklich mit dem Nötigsten zufrieden. Aber es muß SAUBER und warm sein.
Mehr will ich gar nicht.
Die Minirezeption war schon witzig, man gab mir viermal Frühstück, anstatt zweimal und buchte sogleich eine zweite Person in mein Einzelzimmer. Okay, das ließ sich schnell aufklären. Doch als wir die Zimmerkarten erhielten und die Tür direkt vom Parkplatz aus öffneten, erblickten wir etwas, was aussehen sollte, wie ein Zimmer.
Das Bett stand direkt vor der Tür auf einem PVC-Boden. Wenn man sich daran vorbeiquetschte, kam man zum Bad... oder soetwas. Ich schätze die Größe des Plastikbades auf etwa 1 1/2 qm. Die Dusche war so mini, daß ich schon Schwierigkeiten hatte, mich darin umzudrehen.
Das allein ist nicht so wild. Viel schlimmer war der Dreck. Die Toilettenbrille war dunkelgrau-gelb (abgenutzt, nehme ich an...), die Schüssel ebenso. Das Miniwaschbecken verdreckt, die metallablagen teilweise verrostet. Der Wasserhahn verfettet, vermutlich, weil er wochenlang nicht mehr saubergemacht wurde.
Die Wände im gesamten Zimmer waren mit irgendetwas verklebt, keine Ahnung, was da mal einer drangeschüttet hat. Ein drittes Bett hing quer über dem unteren Bett und die durchsichtigen Plastikwände waren fettig und mit Fingerabdrücken übersäht.
Die Bettwäsche aller Betten war... öh... schmutzig? Dreckig? Benutzt? Ja, das war sie. Haare auf den Kopfkissen, Flecken, Müffeln, Krümel....
Anstelle einer bezogenen Decke gab es einen Überwurf, eine unüberzogene Wolldecke und ein Laken.
Da Wolldecken bekanntermaßen nicht ständig gewaschen werden können, da sie sonst verfrusseln und verfilzen (DIESE Wolldecke auf jeden Fall), muß man davon ausgehen, daß man in der schmutzigen Wolldecke seiner Vorgänger liegt.
Dasselbe mit dem Überwurf, denn ein Laken allein zum Zudecken reicht nicht.
Ab zur Rezeption, beschwert, halb Französich, halb Englisch (auf Englisch kann ich besser schimpfen). Ohne zu murren und ohne ein Wort bekamen wir neue Zimmer.
Blöd nur, daß die ganz genau so waren. Als wir schließlich neue Bettwäsche verlangen wollten, war die Rezeption bereits dicht. Supi.
Wir hatten die Wahl, ob wir dableiben oder wieder nach Hause fahren.
Also sind wir ersteinmal los um Desinfektionsmittel und Wasserflaschen zu kaufen, weil ich dem Wasser aus diesem Hahn nicht traute.
Große Putzaktion, damit man sich wenigstens traut, das Bad zu benutzen.
Es war eher ein Motel denn eine Hotel, nur eins von der ekeligen Sorte und mini-mini-miniklein.
Ein kleiner Nachttisch neben dem Bett war voller gelber und brauner Flecken, die Füße waren vermodert und angeschimmelt, die Heizung so verstaubt, daß der Gestank, wenn man sie aufdrehte, nicht auszuhalten war.
Über das merkwürdige Frühstück rede ich erst gar nicht. Es gab übrigens keine Teller, man mußte seine Brötchen direkt auf dem Tablett ablegen.
Das Schloß in Pierrefonds hat jedoch für alles entschädigt. Herrlich!
Wir fuhren spät abends noch nach Pierrefonds, um schoneinmal einen Blick zu erhaschen. Pierrefonds ist klein, süß, romatisch, direkt an einem großen See. Die kleine Hauptstrasse wirkt wie eine Strandpromenade, nur führt sie nicht zum Meer sondern zum Schloß.
Das Schloß inmitten des kleinen Örtchens riesig, gewaltig, und es sieht vor dem blauen Himmel unecht aus, als hätte es jemand gemalt.
Natürlich war es bereits geschlossen, wir hörten aber auf den Wanderwegen drumherum noch Geräusche der Dreharbeiten. Offensichtlich waren es Kampfszenen, die da gedreht wurden, man hörte Gebrüll, Pferde und Schlaggeräusche.
Der kleine Ort selbst war abends wie ausgestorben, keine Mensch weit und breit, alles hatte komplett geschlossen.
Es war noch hell und überall zwitscherten Spatzen und Schwalben. Einfach schön
Am nächsten Tag fuhren wir morgens los und machten die ersten Fotos vom Schloßpark
und den riesigen Türmen direkt neben uns. Schon bevor man zum Haupteingang kam, sahen wir Dreharbeiten unter uns auf einer Wiese am Fuß des Hügels neben einer Straße. Eine Szene mit Arthur und Merlin, die aber wohl noch nicht anwesend waren. Viele Statisten waren da und natürlich die ganzen Set-Leute.
Offenbar steckte da noch alles in den Vorbereitungen.
Wir kamen schließlich zum Haupteingang, hinter dem die Zugbrücke liegt und zum Schloßhof führt.
Jenem Schloßhof, den man in Merlin immer sieht, sobald jemand ankommt oder das Schloß verläßt.
Beeindruckend! Groß und von verzierten Schloßwänden umsäumt. Eine kleine Crew war gerade dabei, Requisiten aus den oberen Räumen (wohl aus dem Thronsaal) über die Balkone nach unten zu bringen.
Nachdem wir schon auf der Autobahn knapp einem Unfall entkommen waren (zwei Autos waren neben uns ineinandergefahren, zum Glück nur Blechschaden und nur wenige Zentimenter an uns vorbei), fiel diesmal im Hof ein massiver Scheinwerfer von der Hebebühne und knallte unweit von uns auf den Boden. Nur gut, daß niemand von der Crew darunter stand.
Es war noch ziemlich ruhig, nur weniger Besucher und offenbar keine Szene im Hof.
Wir sahen uns dann die geöffneten Räumlichkeiten des Schlosses an, dazu gehörten die Grabkammern, die durch Lichteffekte und französische Geschichten vom Tonband inklusive "Geistererscheinungen" per Projektor auf die Wand gezaubert in entsprechende Atmosphäre getaucht wurden , und der riesige Thronsaal, in dem Uther seine Gäste empfängt oder Urteile fällt. Der Thron stand auch an Ort und Stelle, aber natürlich abgesperrt, damit sich nicht alle daraufsetzen.
Die Gänge und Aufstiege des Schlosses waren fast alle offen, ein Zimmer mit Kamin und sogar mittelalterlicher Toilette und Waschraum war ebenfalls zugänglich.
Einiges war abgesperrt und die Türme waren für Besucher gar nicht begehbar, vermutlich aus Sicherheitsgründen.
Ich nehme mal an, daß man zu Fuß auch einen halben Tag bräuchte, um bis ganz nach oben zu kommen...
Der große, weitläufige Park um das Schloß herum lud sogleich zum Spazierengehen ein. Die Sonne schien und es war warm, aber unglaublich stürmisch. Teilweise konnte ich die Kamera nicht ruhig halten, so stark war der Wind.
Als wir wieder zu der Wiese kamen, auf der gedreht wurde, verließen wir ersteinmal das Schloßgelände und gingen zur Straße hinunter, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben. Dort lernten wir eine nette und lustige deutsche Besucherin kennen, mit der wir sofort ins Gespräch kamen.
Im Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, daß wir doch viele gemeinsame Interessen hatten. Von Merlin abgesehen auch Cons und Stargate. Die Welt ist so klein.
Wieder im Schloßpark kletterten wir einen kleinen Hügel im Park hinauf. Dort hatten wir Blick auf den Fußballplatz, der zur Kampfarena umgebaut worden war, wo erneut Merlin und Arthur Szenen hatten.
Weit weg, denn da befand sich auch das Basecamp und wir konnten und wollten auch nicht näher ran.
Später schlenderten wir dann wieder runter zur Straße und setzten uns auf ein Geländer direkt an der Wiese (nur die kleine Straße war zwischen uns) und filmten die Szenen, die dort wieder stattfanden, während sich noch einige englische und französische Besucher zu uns gesellten. Es war offenbar erlaubt zu filmen und zu fotografieren, die Crew sah es und hatte nichts dagegen.
Bei diesen Szenen, in der Arthur und Merlin zunächst einen kurzen Ritt zu Pferd hinter sich legen und dann irgendwann zu einer Tür (Requisite) gehen, ist es erstaunlich, wieviel Geduld alle aufbringen und wie lange solch kurze Szenen dauern können.
Ich würde einmal sagen, die ca 40 Sekunden, die beide auf dem Weg zur Tür verbringen, haben in etwa 2 1/2 Stunden gedauert.
Denn jedesmal, wenn die Szene fast fertig war, "Arthur" quasi die Türklinke in der Hand hielt, fuhr entweder ein Auto vorbei... oder ein Flugzeug flog durch die Gegend... oder ein Kind brüllte auf der Straße... oder Hunde bellten... oder ein Auto hupte...oder die Kirchglocken bimmelten... irgendwas war immer.
Was wir immer lustiger fanden, war für die Crew vermutlich nervig. Verständlich.
Sobald die Regisseurin den Befehl zum Drehen gab, nachdem sie uns alle höflich um Ruhe bat (nur, um Bescheid zu sagen, wir waren ja leise. Aber es sollte auch niemand husten oder niesen), schien dies das Zeichen für alle Störungen zu sein, die der kleine Ort zu bieten hatte.
Dreharbeiten können offenbar verdammt anstregend sein...
Gegen 16.00 Uhr war Pause angesagt. Wir gingen also wieder Richtung Schloß und wollten ersteinmal etwas essen, als das Team plötzlich hinter, neben und vor uns war. Alle in Gewändern und Mittelalterkluft. Einer hatte dazu 'ne Sonnenbrille auf, der andere Kopfhörer, der nächste eine Zigarette auf dem Zahn... und wir mittendrin. Irgendwie paßten wir nicht in diese Szene, uns fehlte die ensprechende Kleidung *g*
Aber schön, mit allen erstmal durch die Starßen zu wandern. Immerhin hatten wir denselben Weg.
Nach dem Essen trafen wir Chayiana wieder und verbrachten den Rest des Tages damit, zwischen Hof, Schloß und Park hin- und herzuwandern und uns zu unterhalten.
Im Hof wurde schließlich der gesamte Thronsaal leergeräumt, der Thron auf einen Wagen geladen und weggefahren. Was bedeutet, daß es bis September wenigstens in Pierrefonds keine Thronsaal-Szenen mehr geben wird.
Wie gesagt, Tony, Richard Wilson (Gaius) und Katie McGrath (Morgana) waren nicht da - oder irgendwo, wo man sie nicht sehen konnte, WENN sie doch dort gewesen sein sollten, was ich aber nicht glaube.
Das war die einzige Enttäuschung. Wären wir doch schon am Montag dagewesen, dann hätten wir interessante Uther-Szenen mitbekommen.
Nachdem wir die Nacht im Hotel des Grauens irgendwie überstanden hatten, düsten wir sofort nach dem Frühstück wieder zum Schloß. Kaum die Zugbrücke überquert, preschten Ritter auf riesigen Pferden direkt an uns vorbei. Wir wußten gar nicht, wo wir hinsollten, der Schweif eines wirklich schönen, braunen Pferdes streifte mir durchs Haar (das Tier war etwas nervös), ich hätte mich eigentlich auch direkt aufs Pferd schwingen können.
Die Regisseurin kam zu uns und bat uns zur Seite, aus Sicherheitsgründen. Hätten wir allerdings auch ohne Aufforderung gemacht, wir wollten ja nicht gerade von den Pferden überrannt werden. Nein, so schlimm war es nicht, es war nicht gefährlich. Nur eben überraschend.
Wir trafen die Besucherin wieder und setzen uns auf eine Mauer an den Treppen eines anderen Eingangs inmitten des Hofes, wo dann schließlich Statisten als Ritter Stellung bezogen und von der Regisseurin Anweisung erhielten, wie sie stehen und gehen sollten.
Wir saßen direkt hinter ihnen, einen Meter entfernt, oben auf dem Balkon wurden Testaufnahmen mit der Kamera von dem Geschehen gemacht.
Nun sind wir auf den Testaufnahmen mit drauf, aber macht ja nichts, das Material wird ja nicht benutzt.
Wir haben es auch erst gar nicht mitbekommen und niemand hat uns verscheucht.
Einige "Ritter" grinsten in unsere Digicams oder hielten den Daumen hoch. Sie hatten offenbar Spaß an der ganzen Aktion, machten auch ein bißchen Blödsinn zwischendurch.
Man ist wirklich mittendrin statt nur drumherum.
Rupert Young (Sir Leon), "Gwen", "Merlin" und "Arthur" kamen an und gingen zur Haupttreppe hinüber, wo sie irgendeine undefinierbare Szene hatten.
Wir verließen schließlich die Stellung und stellten uns an den Rand, da der gesamte Platz nun zum Drehen frei sein mußte. So standen wir nach 4 Platzwechseln hinter dem Set, neben Julian Murphy und anderen Film-Leuten.
Die sind da so locker, man könnte meinen, man gehöre dazu.
Nicht, daß wir da stehen wollten - wir sollten, weil vermutlich ersteinmal alle Winkel mit der Kamera ausgetestet wurden, bis sie für die Besucher schließlich einen Platz gefunden hatten, der von der Kamera nicht erfaßt wurde. Eigentlich wollte ich ja zur Toilette, die einzige dort, die direkt hinter dem Schloßhof liegt - aber ich konnte nicht, weil der Platz freibleiben mußte. Nach drei Stunden durfte man endlich wieder dorthin. Zu dumm, daß da gerade eine Schulklasse mit gefühlten ca fünftausenddreihundertsechzig Kindern stand und sich die drei Toiletten teilte.
Alle Komparsen und regulären Ritter saßen dort auf den Bänken und lachten, als ich die vielen Kinder sah und wohl irgendwie blöd geguckt habe und mich wieder entfernte.
Wieder vor dem Haupteingang mit Chayiana kam schließlich Colin Morgan mit seinen Eltern an uns vorbei und grüßte lächelnd und schüchtern. Chayiana ließ schließlich (wieder im Hof) ein Foto mit ihm machen. Er ist schon ein netter Kerl.
Draußen kamen dann Bradley James und Angel Coulby an uns allen vorbei und stiegen ins Auto, das Peter vorher noch in die enge Parklücke dirigiert hatte.
Es ist nicht so, daß wir den Leuten hinterhergelaufen wären, man KANN ihnen dort einfach nicht entgehen, wenn man sich im Hof oder drumherum aufhält. Es waren jedesmal Zufälle, wenn wir jemanden trafen, allein deshalb, weil dort einfach zig Leute vom Team hin und herrennen und man ja wegen des Schlosses da ist und nicht wegen des Parks weiter weg.
Man muß wirklich sagen, daß dort sowohl Schloß-Mitarbeiter als auch Filmteam-Leute super mit den Besuchern umgehen.
Die drei Hauptdarsteller sind zwar distanziert, weil sie sich auch einfach nicht mit jedem dort unterhalten können, und auch die Besucher sind zurückhaltend, aber man ist eben trotzdem mittendrin. Zwangsläufig. Kein Security-Auflauf, keine Aufpasser, kein Befehlston, alles fluffig und schön
Ich denke, Tony ist derjenige, der am meisten mit den Besuchern Kontakt hat, wenn man sich mal Berichte durchliest oder die Fotos sieht.
Naja, ich habe mit Sicherheit vieles noch nicht erwähnt. Das war es ersteinmal, sonst sitze ich noch zwei Stunden hier und schreibe.
Fotos folgen aber auch noch, muß ich erstmal aussortieren.
Der Trip war einfach herrlich! Und wir fahren wieder hin, das ist schonmal klar